Am 9.1.2025 fand im Modellregionsbüro in Traismauer das erste überregionale Arbeitstreffen zum Thema „Entwicklung von Indikatoren für eine gute Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels“ statt.
Es handelt sich dabei um eine Tandemmaßnahme der Modellregion Unteres Traisental&Fladnitztal und der Region Bucklige Welt.
Die Herausforderung wurde dabei wie folgt eingeordnet und erste regionale Indikatoren einer gelungenen Klimawandelanpassung, sowie Schritte zu ihrer Erprobung in der Praxis überlegt.
Relevanz: Einschätzungsgrundlagen zur Betroffenheit durch Klimawandel und Erfordernisse der Anpassung
Das DCNA (Disaster Competence Network Austria) zeigt in einer globalen Statistik über den Zeitraum 1980 bis 2018 eine steigende Entwicklung von meteorologischen, klimatologischen und hydrologischen Katastrophenereignissen, die mit den zu beobachtenden klimatischen Veränderungen in Zusammenhang gebracht werden: steigende Temperaturen und Zunahme des Wassergehalts in der Athmosphäre, Veränderungen in den athmosphärischen Luftströmungen.
Demgegenüber zeigt sich bei geophysikalische Katastrophenereignissen ein gleichbleibendes Niveau.
Die stärkste Zunahme ist bei hydrologischen Schadereignissen zu verzeichnen: Überflutungen, Hochwasser und mit Niederschlagsereignissen verbundene Erdbewegungen.
Große internationale Rückversicherungsgesellschaften (z. B. die Münchner Rückversicherung Munich Re) sprechen in ihrem Bericht zu Naturkatastrophen im Jahr 2024 von einer Welt, die in Folge des Klimawandels (globale Durchschnittstemperaturen in 2024 liegen etwa 1,5° über jenen der vorindustriellen Zeit) heißer wird, starke Wirbelstürme, schwere Gewitter und Überschwemmungen sind die Folge.
„Wetterkatastrophen dominieren – starke Wirbelstürme, schwere Gewitter und Überschwemmungen treiben die Schäden; Nordamerika mit noch höherem Schadanteil als üblich – extreme Überschwemmungen in Europa“. (MunichRe: Bericht zu Naturkatastophen 2024)
Weltweit führten Naturkatastrophen im vergangenen Jahr zu Schäden von 320 Mrd US$, davon waren Schäden im Ausmaß von 140 Mrd. US$ versichert. „Die Gesamtschäden und noch stärker die versicherten Schäden liegen erheblich über den inflationsbereinigten Durchschnittswerten der vergangenen zehn und 30 Jahre“.
„Wetterkatastrophen verursachten in 2024 93% der Gesamtschäden und 97% der versicherten Schäden.“ (MunichRe: Bericht zu Naturkatastophen 2024)
Die österreichische Hagelversicherung spricht vom heißesten Jahr in der Meßgeschichte und bezeichnet 2024 als ein „Extremjahr für die Landwirtschaft. „Frost, Dürre, Hagel, Sturm und Überschwemmungen verursachten einen Gesamtschaden von 260 Mio. Euro in der österreichischen Landwirtschaft.“
Quelle: https://www.hagel.at/presseaussendungen/jahresbilanz-2024/
Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung findet deutliche Worte:
„Im Kampf gegen die Klima- und Bodenverbrauchskrise geht es um Existenzen
Wenn wir im Kampf gegen den Klimawandel nicht alle an einem Strang ziehen, wird ein Sommer wie der heurige in wenigen Jahrzehnten zu den kühleren zählen. Während der Sommertourismus von der Hitze punktuell profitiert, steht die standortgebundene Landwirtschaft mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel aufgrund vertrockneter Äcker, frostgeschädigter Obst- und Weinkulturen oder hagelzerstörter und überschwemmter Felder vor enormen Herausforderungen. Die Erderwärmung bedroht den Agrarsektor, weil 80 Prozent des Ertrags vom Wetter abhängen. Somit ist die nationale Ernährungssicherheit durch Ernteausfälle gefährdet. Verschärft wird die Situation auch dadurch, dass wir weiterhin unser Land durch fahrlässige Verbauung zubetonieren und damit die Lebensmittelversorgungssicherheit gefährden. Die Verbauung führt aber auch zu einer deutlichen Zunahme von Hochwasserschäden, weil zubetonierter Boden kein Wasser speichern kann. „Nicht der Klimaschutz ist eine Gefahr, sondern der menschengemachte Klimawandel und der hausgemachte Bodenverbrauch. Diese Fehlentwicklungen nehmen unseren Kindern die Zukunft. Daher wünsche ich mir für das neue Jahr eine ökologische Wirtschaftspolitik. Sehen wir Boden- und Klimaschutz als eine Chance für die Wirtschaft, für die Natur sowie für die kommenden Generationen“, so Weinberger abschließend.“
Quelle: https://www.hagel.at/presseaussendungen/jahresbilanz-2024/
Das „Österreichische Netzwerk innovativer Klimawandelanpassung für Praktiker:innen auf regionaler Ebene“ (Klima- und Energiefonds, BMK, Bundesländer) formuliert die Risiken des Klimawandels für unterschiedliche globale Temperaturanstiege in den Bereichen Gesundheit und Wohlbefinden, Bodenbedeckung und Nutzung, Wasser- und Schneeverfügbarkeit und Überflutungen.
Bestehende Anknüpfungspunkte, existierende Monitoringsysteme
Bei einer Recherche nach bereits in Entwicklung befindlichen oder existierenden Monitorings-Systemen und Indikatoren dafür fanden sich in Deutschland ein – im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) - bereits seit 2008 in Erprobung und kontinuierlicher Entwicklung befindliches System.
Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/monitoring-zur-das
Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/monitoring-zur-das/handlungsfelder
Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/das-hintergrundpapiere-indikatoren-factsheets?parent=40663
Aktuell existieren dazu Monitoringberichte (der letzte aus dem Jahr 2023), eine Reihe von definierten Handlungsfeldern, dazugehörigen Indikatoren mit Hintergrundpapieren und Factsheets.
Die DAS - Deutsche Anpassungs-Strategie, wurde beschlossen im Dezember 2008. Sie dient als Rahmen und Orientierung des Bundes für andere Akteur:innen,…
- um Risiken zu bewerten
- mögliche Handlungsbedarfe zu benennen
- entsprechende Ziele zu definieren
- mögliche Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen
Seit 2009 wurden 117 (von insgesamt 126) Indikatoren in einem Beteiligungsverfahren durch eine interministerielle Arbeitsgruppe (insgesamt 270 Fachexpert:innen, 50 Behörden-Vertreter:innen) , ab ca. 2011 mehrjähriger und mehrstufiger Prozess ausgearbeitet.
Sie bilden die Grundlage für die Monitoringberichte der Deutschen Anpassungsstrategie
Zielsetzungen des Indikatorensets
- Erfolge und Mißerfolge sichtbar machen
- Information über den Stand bzw. Trends in der aktuellen Entwicklung und Umsetzung der Anpassung zu beschreiben.
Die Indikatoren sollen den Ansprüchen Wissenschaft, Erfordernissen in politischen Entscheidungsprozessen als auch der Umsetzung in der Verwaltung gerecht werden.
Der Monitoringbericht umfasst 15 Handlungsfelder mit 3 Arten von Indikatoren:
- 67 Impact Indikatoren beschreiben Auswirkungen des Klimawandels
- 45 Response-Indikatoren beschreiben Anpassungsmaßnahmen oder Aktivitäten und Bedingungen, die den Anpassungsprozess unterstützen
- 5 handlungsfeldübergreifende Monitoring-Indikatoren
Im Monitoringbericht 2023 finden sic folgende Handlungsfelder „Cluster“:
Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/monitoringbericht-2023
- Menschliche Gesundheit
- Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft
- Küsten- und Meeresschutz
- Fischerei
- Boden
- Landwirtschaft
- Wald und Forstwirtschaft
- Biologische Vielfalt
- Bauwesen
- Energiewirtschaft
- Verkehr, Verkehrsinfrastruktur
- Industrie und Gewerbe
- Tourismuswirtschaft
- Finanzwirtschaft
- Raumordnung, Regional- und Bauleitplanung
- Bevölkerungsschutz
- Handlungsfeldübergreifende Aktivitäten des Bundes
Eine genauere Auseinandersetzung und Diskussion in der Arbeitsgruppe mit Monitoringbericht und dem Set der Indikatoren zeigte beachtliche Vorarbeiten und eingebrachte Expertise.
Der bundesweite DAS Monitoringbericht sieht grundsätzlich keine regionalen Differenzierungen in den Indikatordarstellungen vor, mit dem Bericht 2023 wurden nun als neues Element auch Kartendarstellungen für die regionale Ebene integriert.
Darin fühlt sich die Arbeitsgruppe in ihrem Interesse der Entwicklung regionaler Indikatoren bestärkt.
Es fiel der Entschluss, sowohl inhaltliche als auch strukturelle Anregungen daraus für die Entwicklung von Indikatoren für die regionale Ebene (z. B. einer Gemeinde) aufzunehmen.
Als Handlungsfelder mit großer Relevanz und Aktualität in den beiden Modellregionen wurden identifiziert:
Handlungsfeld: Biologische Vielfalt
Fokus: Biodiversität auf kommunalen Flächen
Handlungsfeld: Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft
Fokus: Starkregenmanagement/Abflußverzögerung
Fokus: Starkregenmanagement/Erfolgskontrolle
Handlungsfeld: Bevölkerungsschutz
Fokus: Sommerliche Überhitzung im Siedlungsraum
Fokus: Schutz vor Naturgefahren
Der weitere Entwicklungsprozess konzentriert sich auf die Beschreibung geeigneter Indikatoren und ihre Erprobung in der Praxis in Form von Testläufen zu ihrer Erhebung in ausgewählten Gemeinden.